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Negativzinsen

Wenn Banken für das Verwahren von Guthaben Zinsen fordern, werden diese als Negativzinsen beziehungsweise auch als Strafzinsen, Minuszinsen oder als Verwahrentgelt bezeichnet. Im Falle, dass solche Negativzinsen von Banken erhoben werden, zahlen Sparer einen von der jeweiligen Bank bestimmten Zinssatz, um ihr Geld beispielsweise auf einem Girokonto anlegen zu dürfen. Seit Mitte 2022 sind diese Strafzinsen allerdings bei den meisten Geldinstituten weggefallen. Im folgenden Beitrag erfahren Sie alles zu den Hintergründen von Negativzinsen und der aktuellen Situation. 

Inhaltsverzeichnis

Was sind Negativzinsen?

Allgemein versteht man unter Zinsen die Kosten, die für zur Verfügung gestelltes Geld gezahlt werden. Aus diesem Grund bezahlen Kunden für einen aufgenommenen Kredit einen Zins, während es für Guthaben eine Zinsgutschrift gibt – auch wenn dies in den letzten Jahren nicht der Regelfall war.

Vielmehr hat bei den Guthabenzinsen eine genau entgegengesetzte Entwicklung stattgefunden. Im Laufe des Jahres 2014 mussten Kunden mit hohen Bankguthaben in vielen Fällen plötzlich Zinsen für ihre Einlagen bezahlen, was bis zur Anhebung der Leitzinsen 2022 anhielt.

Negativzinsen sind also einfach erklärt Zinsen, die auf Guthaben erhoben werden. Häufig werden Negativzinsen auch als Strafzinsen oder als Verwahrentgelt bezeichnet. Veranschaulichen wir die Negativzinsen an einem Beispiel:

Bei einem Sparguthaben von 200.000 Euro, einem Freibetrag von 100.000 Euro und einem Strafzins von -0,5 Prozent pro Jahr werden in einem Jahr 500 Euro Zinsen abgezogen. Das heißt, nach der Zinsabrechnung sind nur noch 199.500 Euro auf dem Konto übrig.

Verschiedene Anbieter bieten auf ihrer Website auch Negativzins-Rechner an, mit denen Kunden den Negativzins selbst berechnen können.

Wieso gibt es überhaupt Negativzinsen?

Wie viele Zinsen Banken auf Bankguthaben zahlen oder für Kredite berechnen, richtet sich im Allgemeinen nach dem Leitzins der Europäischen Zentralbank. Dieser ist entscheidend dafür, wie teuer die Refinanzierung der Banken selbst ist bzw. wie viel Geld Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank erhalten.

Hierbei gibt es zum einen den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz. Diese Zinssätze geben den Preis an, zu dem sich Banken Geld bei der Notenbank leihen können. Umgekehrt können Banken überschüssige Liquidität bei der Zentralbank in Form von Einlagen „parken“ und erhalten dafür eine Zinsgutschrift, deren Höhe in der Einlagefazilität angegeben ist.

Infolge der Finanzkrise 2008 ist der Leitzins immer weiter gefallen, seit 2011 konstant. Diese Entwicklung führte zu einem Rekordtief bei den Leitzinsen und erstmals zu einer Einlagefazilität im negativen Bereich. Das heißt, Banken mussten für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank einen Negativzins bezahlen, der ab Juni 2014 bei -0,10 Prozent und ab März 2016 bei -0,50 Prozent lag. Diese Kosten werden an Kunden in Form von Negativzinsen weitergegeben.

Mit den Negativzinsen verfolgt die Zentralbank das Ziel, Banken zur Investition von überschüssiger Liquidität anzuregen, beispielsweise in Form einer Kreditvergabe an Kunden.

Sind Negativzinsen und Verwahrentgelte rechtlich zulässig?

Entsprechend der derzeitigen Rechtslage sind Negativzinsen rechtmäßig, auch wenn diesbezüglich häufig noch Uneinigkeit besteht. Allerdings dürfen die Negativzinsen nicht einseitig seitens der Bank festgelegt werden. Die Bank muss ihre Kunden über die Einführung informieren und deren Zustimmung einholen.

Sparer haben damit die Möglichkeit, ihre Zustimmung zu verweigern. Dies kann jedoch eine Kündigung des Vertrags durch die Bank nach sich ziehen. Auch wenn ein Bankwechsel durchaus eine Möglichkeit sein kann, Negativzinsen zu umgehen, sollte dieser durchdacht und nicht durch eine Kündigung erzwungen werden.

Sparer müssen auch beachten, dass Negativzinsen steuerlich nicht absetzbar sind. Sie werden weder als negative Einkünfte aus Kapitalvermögen noch als Darlehenszinsen behandelt, weswegen durch Negativzinsen nicht weniger Steuern bezahlt werden.

Wie vermeidet man Negativzinsen?

Zunächst muss hier angemerkt werden, dass sich die Zinsentwicklung seit Juli 2022 wieder von den Negativzinsen weg bewegt und die Einlagefazilität der EZB wieder im positiven Bereich liegt. Damit werden auch die Banken weniger, die noch Negativzinsen verlangen. In der Regel ist dies aber nicht darauf zurückzuführen, dass das Verwahrentgelt abgeschafft wurde. Die Banken setzen es vielmehr auf 0,0 Prozent herab. Damit gilt eine mit dem Kunden getroffene Vereinbarung zur Berechnung eines Verwahrentgelts weiter. Im Falle einer erneuten Leitzinssenkung kann der Negativzins sofort und ohne erneute Zustimmung des Kunden wieder eingeführt werden.

Weiterhin wird nicht auf jedes Bankguthaben sofort ein Strafzins fällig. Grundsätzlich gilt ein Freibetrag für Negativzinsen, welcher vor der Anhebung des Leitzinses meist zwischen 25.000 und 50.000 Euro lag. Ab wann Negativzinsen fällig werden, legen Banken dabei individuell fest. Bei Banken, die derzeit noch einen Negativzins berechnen, liegt der Freibetrag eher im sechsstelligen Bereich, also bei Guthaben über 100.000 Euro oder mehr.

Ab welchem Betrag Negativzinsen berechnet werden, kann also nicht pauschal beantwortet werden, sondern hängt von der jeweiligen Bank ab. Eine Möglichkeit, Negativzinsen zu vermeiden, liegt demnach darin, das Bankguthaben unter dem Freibetrag zu halten. Welche Möglichkeiten sich hier eignen – eine Umverteilung oder etwa die Investition in Immobilien oder Wertpapiere – sollte immer im Rahmen einer Beratung abgeklärt werden.

Welche Banken verlangen Negativzinsen?

Welche Bank verlangt keine Negativzinsen? Gibt es überhaupt Banken ohne Negativzinsen? Der Wechsel der Bank bietet eine weitere Möglichkeit für Kunden, Negativzinsen zu vermeiden.

Die meisten Sparkassen und Volksbanken verlangen aktuell keine Negativzinsen mehr, ebenso wie große Kreditinstitute wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank. Einige wenige Kreditinstitute berechnen jedoch nach wie vor Negativzinsen, zum Beispiel die EthikBank bei einem Guthaben ab 1.000.000 Euro je Konto. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich immer direkt beim jeweiligen Kreditinstitut nachzufragen. 

Insgesamt sind die Banken ohne Negativzinsen in Deutschland in der großen Mehrzahl. Sparer sollten sich aber bei der Kontoeröffnung unbedingt über die Regelungen informieren, um bei einer eventuell eintretenden negativen Zinsentwicklung keine Überraschung zu erleben.

Gibt es auch Negativzinsen auf Kredite?

Wenn auf Sparguthaben Zinsen berechnet werden, stellt sich die Frage, ob auch Negativzinsen auf Kredite möglich sind, welche die Darlehensschuld verringern. Und dies ist grundsätzlich auch möglich. Dennoch bieten Banken selbst keine Kredite mit Negativzinsen an. Bestimmte Vermittlerportale hingegen schon: Diese fungieren als Zwischenstelle zwischen Kreditnehmer und Bank und übernehmen selbst die Differenz zum tatsächlichen Zinssatz, den die Bank berechnet.

Auch wenn ein solches Angebot im ersten Moment verlockend aussieht, ist Vorsicht geboten. Häufig handelt es sich dabei vor allem um eine Marketingmasche, denn im Gegenzug stellt der Kunde dem Portal seine Daten zur Verfügung und kann in der Folgezeit mit einer Flut an Werbeangeboten rechnen.

Was bedeuten Negativzinsen für meine Altersvorsorge?

Negativzinsen haben zur Folge, dass angespartes Kapital im Laufe der Zeit weniger wird. Dieser Effekt hat auch Folgen für Lebensversicherungen oder andere Formen der Altersvorsorge, die nach demselben Prinzip funktionieren wie Lebensversicherungen. In vielen Fällen war die bei Vertragsabschluss prognostizierte Wertentwicklung viel zu optimistisch, weil die negative Zinsentwicklung zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war.

Dies macht auch deutlich, mit wie viel Unsicherheit der Kapitalmarkt behaftet ist – und wieso eine Form der Vorsorge so wichtig ist, die von dessen Schwankungen möglichst wenig betroffen ist. Dazu zählen vor allem Wertanlagen wie zum Beispiel selbst bewohntes Eigentum. Das bietet zum einen den Vorteil im Alter keine Mietzahlungen leisten zu müssen und zum anderen die Möglichkeit, das in der Immobilie gebundene Vermögen nutzen zu können.

Möglich machen dies verschiedene Formen der Immobilienverrentung. Optionen wie die Leibrente oder die Umkehrhypothek beinhalten dabei einen Eigentümerwechsel, wobei der bisherige Eigentümer ein Wohnrecht zugesichert bekommt. Weitaus größere Flexibilität bietet der Immobilien-Teilverkauf. Hierbei wird, entsprechend dem finanziellen Bedarf, ein Anteil am Haus oder an der Wohnung verkauft, der dank eines im Grundbuch gesicherten Nießbrauchrechts weiterhin wie gewohnt genutzt werden kann. Darüber hinaus bleiben Teilverkäufer Haupteigentümer und behalten zu jedem Zeitpunkt die volle Kontrolle über potentielle Modernisierungs- oder Umbauarbeiten.

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Fazit: Sparer können aktuell aufatmen, sollten aber langfristig denken

Aktuell können Sparer aufatmen, da die Zinsen seit der Änderung der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank seit Mitte 2022 wieder steigen und die große Mehrzahl der Banken aktuell keinen Negativzins mehr berechnet. Die Schwankungen am Kapitalmarkt haben aber erneut verdeutlicht, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit ist. Die Investition in echte Werte, zum Beispiel in eine selbst genutzte Immobilie, kann langfristig Sicherheit und überraschende Flexibilität bieten.

* Der aufgeführte Inhalt, Ratschläge und die angegebenen Informationen dienen allein informativen Zwecken und können keine Einholung von Rechtsrat ersetzen. Er stellt keine Finanzberatung dar.

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